Fass oder Haus?

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Lycell

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Vielleicht gehört dieser Text gar nicht in die Frust-Ecke, aber über den Inhalt nachdenken wird man wohl nur, wenn man etwas angefressen ist vom mangelnden Gewichtsverlust. Insofern passt es hier so gut wie anderswo – und in meinem Tagebuch liest es wohl kaum einer. Also richtig öffentlich; ich hoffe, es stört keinen.

Es geht um die Sache mit den Kalorien, die auch bei LC und Atkins anscheinend eine riesengroße Rolle spielen. Weil tief in uns die Ansicht verwurzelt ist, dass letztlich diese über unsere Figur entscheiden. Das ist so sehr Allgemeingut, dass nichts und niemand (oder fast niemand) ins Grübeln kommt, wenn z. B. Renate Künast in ihrem Buch ‚Die Dickmacher‘ sagt: „Man muss nur weniger essen und sich mehr bewegen.“ Immerhin wird das ja von allen Ärzten seit Jahrzehnten bei allen möglichen Krankheiten gepredigt, sofern der Patient auch nur ein paar Gramm zu viel (gemessen an was?) auf die Waage bringt.

Das Weltbild dazu ist recht einfach gestrickt. Der menschliche Körper ist wie ein Fass. Oben fliesen die Kalorien rein und unten die Energie in Form von Gesamtumsatz wieder raus. Fliest nun mehr rein, als unten rauskommt, wird das Fass dick und dicker. Und wenn unten mehr rauskommt, als oben reingeschoben wird, dann wird es dünn. Schöne Welt der Mathematik. Immerhin lebt eine riesige Diätindustrie davon, dass die Menschen, natürlich vornehmlich die Dicken (und was dick ist, bestimmt diese Lobby) an dieses Märchen glauben. Würde die mathematische Grundrechnung stimmen, müssten Diäten ja funktionieren. Tun sie aber nicht, wie allgemein bekannt ist.

Ich habe eine Kollegin, die dick ist. Ich meine, sie ist richtig dick, nicht nur ein bisschen moppelig. Sie isst wie ein Spatz. Ich nehme an, sie traut sich nicht, satt zu werden. Armes Mädel! Aber auch für solche Leute haben die Mathematiker die passende Antwort: „Wer zu wenig ins Fass reinlaufen lässt, der sorgt dafür, dass der Grundumsatz sinkt – und also unten auch weniger verbraucht wird.“ Und wieder ist der Dicke selbst schuld.

Ich hab grad ein nettes Buch gelesen. „Eßt endlich normal“ von Udo Pollmer. Da steht eine Menge drin, die man nicht übernehmen muss. Der Grundtenor aber gefällt mir. Es ist ein Buch gegen Diäten. Und Pollmer beschreibt in seinem Buch ein Modell, das mir eigentlich ganz gut gefällt:

Der menschliche Körper gleicht einem Haus (ein Bild, das schon die Bibel benutzt hat). Die Temperatur in dem Haus ist etwas höher als in anderen Häusern (Mensch also dicker) und nun sucht man Wege, sie zu senken. Erste Idee: Tank der Zentralheizung nur halb füllen (viel weniger essen). Es bleibt aber warm – und der Heizöllieferant muss halt öfter kommen. Nächster Versuch: Öl und Wasser vermischen (also weniger kalorienreiche Nahrung verzehren). Nutzt auch nix. Der Brenner stottert zwar ab und an, aber die Temperatur bleibt hoch. Okay, dann hilft nur noch eines: wenn das Drehen am Input nix bringt, drehen wir halt am Output (also unten am Fass) und reißen jetzt alle Fenster auf. Die Heizkosten steigen, die Temperatur bleibt. Dumm gelaufen. Das Haus hat halt einen Thermostaten und der sorgt stur für eine gleichbleibende Temperatur.

Man mag sich wünschen, diesen Thermostaten im menschlichen Körper zu finden und dran rum zu drehen – bisher gelang das nicht und im Grunde ist das doch gut so, sonst würden wir wohl alle per Regierungsbeschluss eingestellt werden.

Nun mag es sein, dass auch ein ‚eingerosteter‘ Thermostat, wie er in alten Häusern zu finden ist, sich nach unten reguliert. Aber das dauert bestimmt. Ich bin ja nun ein etwas älteres Häuschen und mein Thermostat steht seit mindestens zehn Jahren auf 72 Kilo. Ich hab jetzt zwar mein Heizöl verwässert (ihm den Gehalt an KH entzogen), aber der Brenner tut schon sein möglichstes, um die erstrebten Werte wieder zu erreichen.

Mit Evolution hat das wohl nichts zu tun. Ich bezweifle, dass der Körper auf Fettleibigkeit getrimmt ist und dass er danach strebt, so viel fett als möglich anzusammeln. Wenn schon Steinzeit, dann richtig. Evolutionär gesehen hatte der Dicke wenig Chancen, dem Säbelzahntiger davon zu laufen oder das Mammut zu erlegen. Ich bezweifle auch die These, dass nur die Besten überleben. Darwin hat sich geirrt. Die Natur, die Evolution will Vielfalt – denn eine Rasse überlebt auf Dauer nur, wenn sie vielfältig ist und somit einige Exemplare immer durchkommen.

Es ist einzig so, dass ich LC für eine sehr gesunde Art der Ernährung halte, wobei ich damit nicht nur Atkins meine, sondern allgemein jede Ernährungsform, welche Weißmehl und Zucker ausgrenzt. Möglicherweise wird auf Dauer meine innere Zentralheizung den Thermostaten etwas runterregeln. Möglicherweise wird aber auch das erste Reinöl im Tank (Essen nach gewohnter Art) die Temperatur wieder auf 72 Kilo einpendeln.

Naja, ich bin nicht mehr jung genug, um eine neue Heizung einzubauen. Nach über einem halben Jahrhundert werden mein Körper und ich uns gegenseitig nicht quälen. Den Thermostat übrigens, den ich für den gesamten Komplex der steuernden Hormone halte, überlasse ich jedenfalls lieber seiner Selbstregulation als der Medizin oder Diätindustrie. Schließlich ist es viel gesünder, wenn es im Haus etwas zu warm ist.
 
Hallo Lycell,

deine Gedanken fand ich sehr interessant und teilweise belustigend. Den Körper als Häusle zu betitulieren, das man beheizen muß, find ich sehr amüsant und anschaulich.

Immerhin hast du ja deinem Haus auch schon 3 kg entziehen können. Prima !!! Klar, war viel Wasser dabei, aber das ist ein riesen toller Erfolg, den es gilt weiter zu führen. Prima !!

Daß in dieser Diätzeit einzig der "Dicke" der Dumme ist und die Industrie sich über jeden Dicken freut, der dumm genug ist die Diätprodukte zu kaufen, ist doch inzwischen bekannt und durchschaut. Deine "kräftige" Kollegin gehört garantiert zu den Frustessern, der daheim alleine auf dem Sofa bei Soaps sich die Kalorien reinzieht.
Schade drum. Leg ihr doch mal vom Ketoforum die IT Adresse hin. Vielleicht hat sie ja Interesse mal hier reinzuschauen.

Wenn ich Lightprodukte sehe, könnte ich kotzen. Wenig Fett, aber dafür ein Haufen Zucker drin. Menno, warum wird da nicht der Konzernchef öffentlich dafür ausgepeitscht ???? :domina: Ich wäre voll dabei.

Wir können es nur besser machen und nicht darauf reinfallen und jedem von unseren Erfolgen berichten. Das ist die einzige Möglichkeit, dieser Lügerei ein Ende zu setzen.

Auch wenn wir nicht mehr die neuesten Häuschen sind, können wir doch immer noch was bewegen, oder ????

Bleib dran und dabei und die Erfolge werden sich einstellen !!!

Liebe Grüße
Sigrid

>:)
 

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