AW: ketogen gegen Lymphödeme
So, hier nun die versprochene Erklärung, so wie ich es gelernt habe.
Ich finde, bevor man die Entstehung eines Ödems angeht, sollte man wissen, wie es abläuft, wenn alles ok ist.
Kapillaren filtrieren Nährstoffe ins Gewebe (von dort kommen sie über Kanäle oder Pumpen oder Phagie in die Zellen) und nehmen Abfallstoffe wieder auf. (Der Genauigkeit halber: Es handelt sich um den großen Kreislauf, für den „arterielles Blut = nährstoffreich – venöses Blut = nährstoffarm“ zutrifft. Arterien und Venen sind anders definiert – aber das is jetzt ja wurscht
)
Das nährstoffreiche Blut fließt also über die Arterie daher die Arterie wird immer kleiner (Arteriole) und dann ganz klein (arterieller Schenkel der Kapillare) und genau dort – also im Gewebe dann – wird die Wand durchlässig (semipermeabel). Durch den normalen Blutdruck wird alles, was raus soll rausgedrückt ind Gewebe, damit es von dort in die Zellen kann. Da ist natürlich auch Wasser dabei.
Dann geht’s über in den venösen Schenkel der Kapillare, dort ist der Blutdruck schon niedrig, hier wird wieder Rückresorbiert aus dem Gewebe. Dabei üben die Eiweißkörper (die konnten durch die semipermeable Membran des arteriellen Schenkels nicht aus der Kapillare raus) den osmotischen Druck auf die Kapillarwände aus – sie „saugen“ also das Wasser aus dem Gewebe (Osmose ist das... man kann sich das so vorstellen, dass jedes Eiweißchen gern ein Wässerchen dabei hätt, da sie selbst nicht durch die Membran durch können, wirken sie wie ein Magnet auf das Wasser) – das wird auch onkotischer Sog genannt.
Gewisse Stoffe können nicht durch die kleinen Löchlein in den venösen Schenkel und werden daher über die Lymphgefäße, die blind im Gewebe beginnen, abtransportiert.
Grob gesagt: von den 100%, die filtriert werden, werden nur 90% rückresorbiert, 10% sind Lymphe
Die tieferen Lymphgefäße haben übrigens wie die Venen Ventilklappen, aber zusätzlich auch noch eine eigene Angiomotorik, das heißt, sie pumpen die Lymphe selbst weiter. Und so können sie sich durch Amplituden- und Frequenzänderung and unterschiedliche Gegebenheiten anpassen (sonst hätten wir alle sofort Ödeme, wenn wir uns bewegen oder wenns ein bissi wärmer ist – oft merkt mans eh, dass dann alles ein bissi dicker ist, aber eben noch nicht ödematös).
Was kann jetzt also passieren?
- Druck in der Kapillare zu hoch: Damit wird mehr filtriert. Das kann einerseits sein, dass von der Arterie zu starker Druck daher kommt (hier haben wir allerdings einen Sphinkter – also Schließmuskel, der den Druck normalerweise reguliert) oder, was häufiger vorkommt, der venöse Abfluss behindert ist und es sich daher rückstaut und damit den Druck in der Kapillare erhöht (sog. Phlebödem). Dieses Ödem ist natürlich eiweißarm.
- Onkotischer Sog zu niedrig: Damit das Wasser aus dem Gewebe gesaugt werden kann, müssen die Plasmaeiweiße da sein, die das Wasser eben haben wollen. Sind zu wenig Plasmaeiweiße vorhanden, bleibt das Wasser im Gewebe hängen. Dieses Ödem ist auch eiweißarm. Zu so einem Ödem kommt es eben bei Unterernährung, aber auch, wenn die Leber geschädigt ist (muss die Eiweiße ja herstellen), oder der Darm geschädigt ist (muss die Eiweiße ja verarbeiten) oder auch Nierenschädigungen (zu hoher Eiweißverlust).
- Erhöhte Permeabilität: Die Durchlässigkeit der Membran ist erhöht. Das passiert typischerweise bei jeder Entzündung – also auch bei Verletzungen. Es wird mehr Blut und damit auch mehr Abwehrstoffe und mehr Baustoffe usw... ins Gewebe entlassen. Das ist die typische Schwellung. Dieses Ödem ist eiweißreich! Durch die erhöhte Permeabiltät können nun Eiweiße durch die Wand in das Gewebe. Das Lymphsystem muss diese vermehrte Last aufnehmen. Ist damit aber teilweise überfordert... daher sind auch hier Lymphdrainagen sehr gut (Werden auch nach OPs und Verletzungen besonders häufig verschrieben.)
- Das Lymphsystem ist nicht in Ordnung: Sei es durch eine OP, wo Lymphknoten entfernt wurden oder durch Parasiten... oder, wegen eines mangelhaft angelegten Lymphsystems: Wenn hier etwas nicht passt, gibt es Ödeme, weil die Lymphgefäße mit der Last überfordert sind. Wenns schon so veranlagt ist (primäres Lymphödem) hat „man Pech“. Genau erforscht, wie es zu so etwas kommt, ist wohl noch nichts.
Wenns durch den Arzt verursacht ist (sekundäres Lymphödem), dann ist natürlich auch Lymphdrainge und Kompression die Wahl der Therapie, aber hier gibt es immer wieder Fälle von „Heilungen“. Es gibt also durchaus die Möglichkeit, dass sich die gekappten Lymphgefäße neue Wege bahnen und so die Ödeme zurück gehen. Hier gibt es auch von den Therapeuten her unterschiedliche Ansätze was zB die Narbenbehandlung betrifft. Ursprünglich gelernt hat man von der Narbe weg zu arbeiten, da im Narbengewebe keine Lymphe mehr fließen kann (Gefäße zerstört), andere Therapeuten haben aber schon angefangen direkt über die Narbe und zur Narbe hin zu arbeiten, da – so meinen sie zumindest – es eine Neubildung der Gefäße anregt.
Man arbeitet auch schon daran ein „Lymphwuchsmittel“ zu erfinden. Das letzte, was ich darüber allerdings gelesen habe war, dass zwar ein Mittel zur Vermehrung der Lymphgefäße gefunden wurde, aber damit gleichzeitig das Krebsrisiko anstieg (eben Zellvermehrung – da können oft auch die falschen Zellen mitmachen), weshalb man das nicht weiter verfolgt hat.
Was leider manchmal passiert, wenn man gar nichts macht ist die Fibrosierung: während ein „frisches“ Ödem weich ist, kann ein lang andauerendes hart werden indem die Eiweiße mit ins Gewebe eingebaut werden. Wenn dann mit einer Therapie begonnen wird, dauert es meist länger, da im ersten Schritt die Fibrosierungen gelöst werden müssen, damit überhaupt ein Abtransport stattfinden kann.
Habe gerade eine Seite gefunden, die, wie ich finde, auch recht gut erklärt, worum es geht:
http://www.lymphologie.ch/oedeme.html