Körperfett messen
Theorie und Praxis
Wenn wir von Körperfett sprechen müssen wir zunächst feststellen, dass es zwei Arten von Fett gibt, die der Körper speichert. Der bekanntere Teil ist das Speicherfett, das der Körper als Notfallreserve für schlechte Zeiten anlegt. Es ist allgemein bekannt und braucht an dieser Stelle wohl nicht näher besprochen zu werden. Interessanter ist das so genannte Baufett, das der Körper zwischen Organen und an mechanisch stark beanspruchten Stellen einlagert, um das empfindlichere Gewebe zu schonen. Bau- und Speicherfett haben unterschiedliche Farben: Speicherfett ist weiß (wie in einem Speckstreifen), Baufett braun. Während das Speicherfett jederzeit vollständig verbraucht werden kann - dafür ist es schließlich da - darf das Baufett nicht angegriffen werden, weil sonst der Körper nicht mehr problemlos funktionieren kann. Bei Männern wird das Speicherfett besonders im Bauchbereich gesammelt, bei Frauen besonders an Hüften und Oberschenkeln.
Alle Körperfettmessungen erfassen beide Sorten von Fett gemeinsam. Wir brauchen also Grenzen, die wir nicht mit unseren Messwerten durchbrechen sollten, weder nach oben noch nach unten. Du solltest also keinesfalls einfach versuchen, einen möglichst geringen Körperfettanteil zu erreichen, sondern nur, Dich der unteren Grenze möglichst weit zu nähern.
Der normale Anteil von Körperfett liegt bei Männern zwischen 8 und 27%, bei Frauen bei 12 bis 35%. Männliche Sportstudenten haben im Schnitt einen Fettanteil von 13 bis 15%, weibliche Sportlerinnen 21-23%. Je älter der Proband ist, desto höher wird sein Fettanteil liegen.
Genau kann man das Körperfett einer Person nur an Toten messen (indem man es herausschneidet und wiegt). In der Praxis gibt es drei Möglichkeiten, den Körperfettanteil zu ermitteln: die Berechnung mit Umfängen, mit Hautfalten sowie die zunehmend populären Körperfettwaagen.
Fangen wir mit den Körperfettwaagen an. Sie senden einen sehr schwachen, ungefährlichen Strom durch die Füße. Der elektrische Widerstand, der so gemessen werden kann, hängt vom Anteil an Muskeln und Fett im Gewebe ab und kann deshalb in einen Körperfettwert umgerechnet werden. Dieses Verfahren ist schnell und einfach, aber sehr ungenau. Selbst Schweißfüße oder eine volle Blase verändern die Ergebnisse, weil sie den Strom besser leiten. Außerdem wird auf diese Weise nur der Fettgehalt des Unterkörpers gemessen, weil der Strom den kürzesten Weg wählt, also den Oberkörper völlig ausläßt. Zudem sind die Waagen auf den durchschnittlichen Käufer eingestellt, nicht auf Bodybuilder.
Die Messung mit Körperumfängen ist ebenfalls sehr einfach und bereits wesentlich genauer. Ein Maßband und eine Waage reichen, um einen guten Eindruck vom eigenen Zustand zu bekommen. Bekannte Methoden stammen vom YMCA und von der US Navy, die ihre Soldaten auf diese Weise "unter Beobachtung" hält. Diese Methoden sind gut geeignet, wenn es um einen raschen Überblick geht. Wegen der unterschiedlichen Verteilung des Speicherfetts bei Männern und Frauen gibt es unterschiedliche Formeln für die beiden Geschlechter.
Am Genauesten ist die Ermittlung des Anteils von Körperfett durch die Messung von Hautfalten. Die Ergebnisse werden entweder in passende Formeln eingesetzt oder aus Tabellen abgelesen, die den Meßzangen meist beiliegen. Gemessen wird an verschiedenen Stellen des Körpers. Um die Meßergebnisse zu verbessern sollten alle Stellen drei mal gemessen und dann der Mittelwert in die Formel eingesetzt werden.
Die Messung der Falten ist recht einfach. An der betreffenden Körperstelle setzt der Meßleiter Daumen und Zeigefinger etwa einen Zentimeter ober- und unterhalb des Meßpunkts an, bildet mit den Fingern ein O und zieht die Haut senkrecht vom Körper weg. Dadurch bleibt nur die Fettschicht, die unter der Haut liegt, zwischen den Fingern und kann mit einer speziellen Zange, dem Caliper, gemessen werden. Dazu wird die Hautfalte mit der Meßzange im rechten Winkel gemessen, während die Finger die Falte halten. Es ist übrigens nicht möglich, sich selbst zu messen, weil durch die Bewegungen die Haut gestrafft wird und dadurch zu schmale Falten entstehen.
Wie genau sind die Ergebnisse?
Das hängt von der verwendeten Formel ab. Es ist auf jeden Fall gut, einen Bereich von etwa 1,5 Prozent nach oben und nach unten zu nehmen, in dem sich Dein Körperfettanteil in Wirklichkeit bewegt. Wenn Du also 10% errechnet hast bedeutet das, dass Dein Körperfettanteil zwischen 8,5% und 11,5% liegt. In der Praxis ist das ohne Bedeutung. Wichtiger ist, ob Du mit Deinem Aussehen zufrieden bist.
Und welche Formel ist die Genaueste?
Die 3-Falten-Formel von Jackson-Pollock. Auch die Umfangformel der US Navy ist ähnlich genau. Am Besten verwendest Du eine Formel, die das Alter einrechnet. Noch wichtiger ist aber, dass Du möglichst immer die selbe Körperfettformel benutzt, damit keine Schwankungen durch unterschiedliche Rechnungen entstehen. Deine Messungen bleiben so vergleichbar.