Carnitin

Ketoforum

Help Support Ketoforum:

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

carpenoctem

Stamm Mitglied
Registriert
05. Apr. 2004
Beiträge
342
Reaktionspunkte
0
L-Carnitin: Mehr als nur ein "Fatburner"
Im Jahre 1905 entdeckten die russischen Forscher V.S. Gulewitsch und R. Krimberg eine Substanz in Muskelfleisch von Säugetieren, die für die Funktion der Muskeln unbedingt notwendig ist. Sie benannten den Stoff "Carnitin", abgeleitet von der lateinischen Bezeichnung "Carnis" (= Fleisch). Der Wissenschaftler G. Fraenkel fand in seinen Studien im Jahre 1952 heraus, dass L-Carnitin für Mehlwürmer eine lebensnotwendige Funktion hat. Er betrachtete L-Carnitin als Vitamin der B-Gruppe und gab ihm daher den Namen "Vitamin BT". Diese Bezeichnung ist jedoch veraltet. In der EU-Richtlinie für "particular nutrients" wird L-Carnitin erwähnt und damit nicht als Vitamin, sondern als Nährstoff angesehen.

Chemisch handelt es sich bei L-Carnitin um die Substanz ß-Hydroxy-g-N-Trimethylaminobutyrat. Es kann in zwei unterschiedlichen Formen (Stereoisomere) auftreten, die sich zueinander wie Spiegelbilder verhalten. Sie werden als D- und L-Carnitin bezeichnet. Nur die L-Form kommt in der Natur vor und übernimmt wichtige Funktionen im Organismus, D-Carnitin dagegen ist gesundheitsschädigend. Bei der chemischen Herstellung von Carnitin entsteht ein Gemisch aus D- und L-Form. Bei der biotechnischen Herstellung durch Bakterien entsteht dagegen nur L-Carnitin. Säugetiere und somit auch der Mensch können L-Carnitin aus den beiden Aminosäuren L-Lysin und L-Methionin bilden. Täglich produziert der Organismus etwa 16 Milligramm L-Carnitin. Als Hilfsstoffe bei dieser Synthese werden die Wirkstoffe Vitamin C, B6, B12, Niacin, Folsäure, Eisen sowie verschiedene Enzyme benötigt. Ein Mangel eines einzigen dieser Stoffe kann zu einer eingeschränkten Produktion führen. Zusätzlich nimmt der Mensch L-Carnitin mit der Nahrung auf.

Die am längsten bekannte Funktion von L-Carnitin ist seine besondere Rolle im Fettstoffwechsel. Um aus Fetten Energie gewinnen zu können, müssen die Fettsäuren in die Mitochondrien transportiert werden. Diese Organellen im Inneren der Zelle können auch als "Kraftwerke der Zelle" bezeichnet werden. Hier werden die Fettsäuren über die ß-Oxidation abgebaut, wobei Energie entsteht. Langkettige Fettsäuren können jedoch die Hülle der Mitochondrien nicht allein durchdringen. Sie brauchen hierfür einen "Träger". Diese Rolle übernimmt L-Carnitin: Es heftet sich an die Fettsäuren und schleust sie in die Mitochondrien. L-Carnitin ist daher eine Schlüsselsubstanz für die Fettverbrennung. Bei Carnitin-Mangel können weniger Fettsäuren in die Muskelzellen transportiert werden.
Neben seiner Rolle in der Energiegewinnung ist L-Carnitin an vielen weiteren biochemischen Prozessen im Organismus direkt oder indirekt beteiligt. In konzentrierter Form zugeführt verbessert L-Carnitin die Blutfettwerte, wirkt sich bei Herzkrankheiten günstig auf das Herz aus, steigert die Insulinsensitivität, wirkt immunstimulierend und reduziert oxidativen Stress. Im Zusammenhang mit einer kalorienreduzierten Diät und Sport kann die erhöhte Zufuhr von L-Carnitin die Reduktion des Körpergewichts verbessern.
Bei Kindern wird L-Carnitin als semiessenzieller Nährstoff diskutiert, bei Frühgeborenen mit unzureichender Syntheseleistung kann die Supplementation erforderlich sein. Muttermilch enthält mit 1 mg/100 ml nur wenig Carnitin.
L-Carnitin ist wasserlöslich und wird über den Urin ausgeschieden. Ein Carnitin-Mangel tritt in erster Linie bei Defekten der Carnitin-Synthese, einigen Stoffwechselstörungen sowie Nierenerkrankungen und Hämodialyse auf. Neuere Studien zeigen, dass während der Schwangerschaft und bei Ausdauersport die L-Carnitin-Spiegel im Blut deutlich absinken können.

Wegen seiner wichtigen Aufgabe in der Fettverbrennung kommt Carnitin praktisch in jeder menschlichen Körperzelle vor. L-Carnitin ist in der Nahrung besonders in Fleisch, Fisch, Milch und Käse enthalten. Es ist hitzestabil und wird erst bei hohen Temperaturen über 100 °C langsam zerstört. Wegen seiner guten Wasserlöslichkeit geht es jedoch ins Kochwasser über. Mit einer gemischten Kost nimmt ein erwachsener Mensch täglich zwischen 100 und 300 Milligramm L-Carnitin auf. Dabei schwankt die tägliche Aufnahme vor allem in Abhängigkeit von Art und Menge des konsumierten Fleisches zwischen 0 und 1.000 Milligramm.
 
Oben