Low-Carb-Diät: Volksbewegung

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Toddy

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Wirtschaftswoche 16.03.04

Low-Carb-Diät: Volksbewegung

Was haben Citigroup-Chairman Sandy Weill, Talkshow-Star Oprah Winfrey und New Yorks Senatorin Hillary Clinton gemeinsam? Sie folgen wie elf Prozent aller Amerikaner dem populären Low Carb Prinzip.
Und gehören somit zu den 32 Millionen US-Bürgern, die so wenig Kohlehydrate zu sich nehmen wie möglich. Kein Reis, keine Nudeln, kein Brot – stattdessen Eier mit Speck oder Steak mit Soße, zum Nachtisch Erdbeeren mit Sahne – Nahrungsmittel also, die satt machen, lange vorhalten und den Blutzucker langsam steigen lassen.

Diese auf dem Prinzip des im April 2003 verstorbenen Diätgurus Robert Atkins basierende fett- und eiweißreiche Diät ist das Allheilmittel für US-Bürger mit Hüftröllchen – und vor allem für jene, die im Land des Fitnesswahns vermeiden wollen, je welche zu bekommen. Warnrufe von Medizinern, diese Ernährungsform verstopfe die Arterien und fördere Herzkrankheiten, verhallen ungehört. Auch die ersten öffentlich gewordenen BSE-Fälle können den Run auf Fleisch und Frikadellen nicht stoppen.

Eigentlich ist der Trend nicht wirklich neu: Die Idee, mithilfe von Fett zu vermeiden, Speck anzusetzen, war in den Siebzigerjahren schon einmal populär. Doch dann kam die lange Phase der Fett-Verdammung und Atkins’ Lehre geriet in Vergessenheit.

Mitte der Neunziger wiederentdeckt, hat sich das Low-Carb-Prinzip inzwischen in eine echte Volksbewegung verwandelt, die die Nahrungsmittelindustrie nicht länger ignorieren kann. Julian Lakin, Nahrungsmittel-Analyst beim Brokerhaus Pereire Tod, beobachtet die Food-Industrie seit 30 Jahren und hat „so was wie diesen Wahnsinn noch nie erlebt“.

„Auf amerikanischen Tellern“, erklärt Markenstratege Steven Addis von der Addis Group mit Sitz im kalifornischen Berkeley, findet eine Revolution statt. Die Food-Industrie wird gezwungenermaßen zur innovativsten Branche dieses Jahrzehnts werden müssen.“

633 neue Produkte mit Low-Carb-Etikett kamen 2003 in den USA auf den Markt, „fast doppelt so viele wie 2002“, erklärt Tom Vierhile, General Manger bei Productscan Online, einer Datenbank für Produktneueinführungen.

Für dieses Jahr wird eine Verdopplung des derzeit 14 Milliarden Dollar starken Marktes erwartet. Hauptprofiteur ist die Firma des Diät-Doktors selbst. Atkins Nutritionals vermarktet zum Apothekenpreis Müsliriegel, Muffins und Frühstücksflocken – alles Produkte, die nach den Anweisungen des Medizinmannes eigentlich verboten sind. Für Atkins’ Firma werden die Produkte mit Gelantine und Fruchtpürees gestreckt und damit auf Low Carb getrimmt. 100 Millionen Dollar setzt das Unternehmen konservativ geschätzt damit um.

Vorm Fernseher und auf Feten verzehren US-Bürger seit neuestem lieber Nüsse und Chickenwings statt Kekse und Knabbergebäck. Die klassischen Anbieter strampeln sich ziemlich ab, im Kampf ums Diätgeschäft: Seit Unilever mit seinem bis dato nicht Atkins-konformen Abnehmprodukt Slim Fast einen dramatischen Umsatzeinbruch erlebte, wirbt der Nahrungsmittelkonzern mit Schauspielerin Whoopie Goldberg für eine neue Slim-Fast-Linie nach dem Low-Carb-Prinzip.

Die Cornflakes-Produzenten Kellogg’s und General Mills arbeiten fieberhaft an neuen Frühstücks-Cerealien und die Pepsi-Tochter Frito-Lay versucht, das Chips-Geschäft mithilfe von Sojaproteinen zu retten. Burger King verkauft seit neuestem Burger ohne Brötchen. Das passende Rot für die Bulette ohne Brot liefert die Firma Heinz: Mit dem Produkt „One Carb“ will der Ketchuphersteller sein Tomaten-Terrain verteidigen.

KATJA GUTOWSKi/NEW YORK

Quelle

Toddy
 
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