Gängige Schlankmacher steigern bei längerer Einnahme möglicherweise das Risiko für Diabetes 2. Wie Wissenschaftler der Universität Bonn entdeckten, stimulieren die vielerorts erhältlichen konjugierten Linolsäuren (CLA) in der Bauchspeicheldrüse die Ausschüttung von Insulin. „Viele Leute schlucken große Mengen dieser Substanzen, weil sie glauben, dass sie ihnen gut tun“, sagt die Pharmakologin Evi Kostenis. „Aber wie wir jetzt gesehen haben, beeinflussen konjugierte Linolsäuren auch die Bauchspeicheldrüse. Es ist gut möglich, dass die Zellen dadurch auf Dauer Schaden nehmen.“
Konjugierte Linolsäuren kommen in der Milch und im Fleisch von Wiederkäuern vor. Hochdosierte Kapseln dieser Verbindungen werden als Nahrungsergänzungsmittel in Drogerien, Supermärkten oder im Internet angeboten. „Sie werden quasi als Allheilmittel gepriesen“, sagt Kostenis. „Sie sollen Fett verbrennen, Muskelmasse aufbauen, schön machen, gegen Entzündungen helfen, sogar Krebs vorbeugen.“
Bewiesen ist keine dieser Wirkungen. Vielmehr zeigen Studien, dass hohe CLA-Dosen bei Menschen die Ausschüttung von Insulin fördern und sogar eine Insulinresistenz begünstigen können, wie die Bonner Wissenschaftler im „Journal of Biological Chemistry“ schreiben. „Wir wissen nicht, ob Menschen, die regelmäßig mehrere Gramm der Substanzen schlucken, dadurch irgendwann Diabetes entwickeln“, sagt Kostenis.
Denkbar wäre allerdings auch das Gegenteil: Vielleicht tut die Stimulation den Zellen der Bauchspeicheldrüse sogar gut. Dann könnten sich CLA als Arzneimittel gegen Diabetes 2 eignen. Das sollen nun weitere Studien zeigen. „Bisher wollen wir nur sagen: Leute, passt auf!“ mahnt Kostenis. „Diese Substanzen wirken wie ein Arzneimittel und sind damit nicht ungefährlich.“
