Hallo Forum!
In Sachen Fett vs Kohlenhydrate gibt es wieder Neues aus Harvard. Gerade ist die 20-Jahre-Auswertung der Nurses’ Health Study erschienen (1): Die Damen mit höchster Zufuhr von gesättigten Fettsäuren (SAFA) hatten im Vergleich zu jenen mit geringster Zufuhr ein Relatives KHK-Risiko von 0,97 – also nicht nur kein Risiko, sondern eine leicht inverse Assoziation!
Für ungesättigte Fettsäuren ergibt sich dafür ein „Schutzeffekt“ – wobei die inverse Assoziation für MUFAs nicht signifikant, mit PUFAs aber signifikant ausfiel. Trans-Fettsäuren hingegen waren direkt und signifikant mit einem erhöhten KHK-Risiko assoziiert (Vielleicht sollte die DGE mal der vielen RAMA-Toten in den 70er, 80er und Anfang der 90er Jahre gedenken!). Besonders bemerkenswert ist für mich bei diesem neuen Forschungsbericht: Die Autoren widmen dem „Nicht-Risiko“ durch gesättigte Fettsäuren in der Diskussion kein einziges Wort! Offenbar ist dieses Ergebnis nicht interessant – wo doch die ganze Welt ständig vor gesättigten Fettsäuren wegen des so „hohen KHK-Risikos“ gewarnt wird.
Noch eindrucksvoller haben finnische Forscher dieses NULL-Risiko kürzlich behandelt, als sie die 15-Jahres Ergebnisse ihrer finnischen Kohorte veröffentlichten: Es fand sich ein inverser Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf- und Gesamtsterblichkeit mit der Zufuhr von PUFA. Auch mit steigendem Verhältnis von PUFA/SAFA sankt das Risiko leicht (2).
Was bei dieser Arbeit sofort verdächtig war: Das Relative Risiko für gesättigte Fettsäuren per se wurde weder im Ergebnisteil noch in der Diskussion mit einem Wort erwähnt - das Verhältnis PUFA/SAFA schon. Da habe ich den guten Dr. Laaksonen direkt angeschrieben und er antwortete prompt: Es fand sich tatsächlich für gesättigten Fettsäuren kein signifikantes Risiko, weder für Herz-Keislauf- noch für die Gesamtsterblichkeit (3). Und wiederum frage ich mich: Ist das so ein irrelevantes Ergebnis, dass es mit keinem Wort erwähnt werden muss?
Wie ich in diesem Forum ja schon öfter dargelegt habe, hat die überwältigende Mehrheit der bislang vorliegenden Langzeitstudien ein Nicht-Risiko für gesättigte Fettsäuren zum Ergebnis gehabt. Diese beiden neuen Studien bestätigen nur die alt bekannten Tatsachen. Ich frage mich nur, was eigentlich noch passieren muss, bis die DGE und vor allem ihre führenden Fett-Meinungsbildner wie die Professoren Wolfram, Wahrburg oder Heseker sich diese Datenlage zu Eigen machen.
Andererseits gibt es auch Neues zu den „ besonders empfehlenswerten“ Kohlenhydraten: Mit einen hohen Konsum findet sich ein deutlich erhöhtes Risiko für hämorrhagischen Hirninfarkt für Frauen mit BMI > 25. Gleiches gilt auch für eine hohe Glykämische Last (4). In der Männer-Studie (der Health Professionals’ Study) – nicht aber in der Nurses Study - findet sich ein signifikant steigender Trend für Darmkrebs mit steigender Glykämischer Last bzw. steigendem Saccharose- und Fruktosekonsum – vor allem bei übergewichtigen Männern mit BMI > 25 (5).
Frohe Ostern - vor allem für alle AOK-Pfundskur-Fans,
Nicolai Worm
1. Oh K, et al. Dietary Fat Intake and Risk of Coronary Heart Disease in Women: 20 Years of Follow-up of the Nurses' Health Study. Am J Epidemiol. 2005 Apr 1;161(7):672-9.
2. Laakosonen DE, et al. Prediction of cardiovascular mortality in middle-aged men by dietary and serum linoleic and polyunsaturated fatty acids. Arch Intern Med. 2005 Jan 24;165(2):193-9.
3. Laakosonen DE. Personal communication; 2005
4. Oh K, et al. Carbohydrate intake, glycemic index, glycemic load, and dietary fiber in relation to risk of stroke in women. Am J Epidemiol. 2005 Jan 15;161(2):161-9.
5. Michaud DS, et al. Dietary glycemic load, carbohydrate, sugar, and colorectal can-cer risk in men and women. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev. 2005 Jan;14(1):138-47.
Am 25.01.2005 10:14 Uhr schrieb
Dear Dr. Laaksonen!
Thank you very much. Did you not look at an independent association
between SAFA and CVD or total mortality?
Best regards,
Nicolai Worm
Von:
[email protected]
Datum: Tue, 25 Jan 2005 11:53:00 +0200 (EET)
An: Nicolai Worm
Betreff: Re: PDF/REPRINT
Yes, we did. The general direction of the association was that SAFA
increases the risk of CVD mortality, but the association was not
significant.
Best regards,
David Laaksonen
26 März 2005 23:27 Hallo Forum!
In Sachen Fett vs Kohlenhydrate gibt es wieder Neues aus Harvard. Gerade ist die 20-Jahre-Auswertung der Nurses’ Health Study erschienen (1): Die Damen mit höchster Zufuhr von gesättigten Fettsäuren (SAFA) hatten im Vergleich zu jenen mit geringster Zufuhr ein Relatives KHK-Risiko von 0,97 – also nicht nur kein Risiko, sondern eine leicht inverse Assoziation!
Für ungesättigte Fettsäuren ergibt sich dafür ein „Schutzeffekt“ – wobei die inverse Assoziation für MUFAs nicht signifikant, mit PUFAs aber signifikant ausfiel. Trans-Fettsäuren hingegen waren direkt und signifikant mit einem erhöhten KHK-Risiko assoziiert (Vielleicht sollte die DGE mal der vielen RAMA-Toten in den 70er, 80er und Anfang der 90er Jahre gedenken!). Besonders bemerkenswert ist für mich bei diesem neuen Forschungsbericht: Die Autoren widmen dem „Nicht-Risiko“ durch gesättigte Fettsäuren in der Diskussion kein einziges Wort! Offenbar ist dieses Ergebnis nicht interessant – wo doch die ganze Welt ständig vor gesättigten Fettsäuren wegen des so „hohen KHK-Risikos“ gewarnt wird.
Noch eindrucksvoller haben finnische Forscher dieses NULL-Risiko kürzlich behandelt, als sie die 15-Jahres Ergebnisse ihrer finnischen Kohorte veröffentlichten: Es fand sich ein inverser Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf- und Gesamtsterblichkeit mit der Zufuhr von PUFA. Auch mit steigendem Verhältnis von PUFA/SAFA sankt das Risiko leicht (2).
Was bei dieser Arbeit sofort verdächtig war: Das Relative Risiko für gesättigte Fettsäuren per se wurde weder im Ergebnisteil noch in der Diskussion mit einem Wort erwähnt - das Verhältnis PUFA/SAFA schon. Da habe ich den guten Dr. Laaksonen direkt angeschrieben und er antwortete prompt: Es fand sich tatsächlich für gesättigten Fettsäuren kein signifikantes Risiko, weder für Herz-Keislauf- noch für die Gesamtsterblichkeit (3). Und wiederum frage ich mich: Ist das so ein irrelevantes Ergebnis, dass es mit keinem Wort erwähnt werden muss?
Wie ich in diesem Forum ja schon öfter dargelegt habe, hat die überwältigende Mehrheit der bislang vorliegenden Langzeitstudien ein Nicht-Risiko für gesättigte Fettsäuren zum Ergebnis gehabt. Diese beiden neuen Studien bestätigen nur die alt bekannten Tatsachen. Ich frage mich nur, was eigentlich noch passieren muss, bis die DGE und vor allem ihre führenden Fett-Meinungsbildner wie die Professoren Wolfram, Wahrburg oder Heseker sich diese Datenlage zu Eigen machen.
Andererseits gibt es auch Neues zu den „ besonders empfehlenswerten“ Kohlenhydraten: Mit einen hohen Konsum findet sich ein deutlich erhöhtes Risiko für hämorrhagischen Hirninfarkt für Frauen mit BMI > 25. Gleiches gilt auch für eine hohe Glykämische Last (4). In der Männer-Studie (der Health Professionals’ Study) – nicht aber in der Nurses Study - findet sich ein signifikant steigender Trend für Darmkrebs mit steigender Glykämischer Last bzw. steigendem Saccharose- und Fruktosekonsum – vor allem bei übergewichtigen Männern mit BMI > 25 (5).
Frohe Ostern - vor allem für alle AOK-Pfundskur-Fans,
Nicolai Worm
1. Oh K, et al. Dietary Fat Intake and Risk of Coronary Heart Disease in Women: 20 Years of Follow-up of the Nurses' Health Study. Am J Epidemiol. 2005 Apr 1;161(7):672-9.
2. Laakosonen DE, et al. Prediction of cardiovascular mortality in middle-aged men by dietary and serum linoleic and polyunsaturated fatty acids. Arch Intern Med. 2005 Jan 24;165(2):193-9.
3. Laakosonen DE. Personal communication; 2005
4. Oh K, et al. Carbohydrate intake, glycemic index, glycemic load, and dietary fiber in relation to risk of stroke in women. Am J Epidemiol. 2005 Jan 15;161(2):161-9.
5. Michaud DS, et al. Dietary glycemic load, carbohydrate, sugar, and colorectal can-cer risk in men and women. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev. 2005 Jan;14(1):138-47.
Am 25.01.2005 10:14 Uhr schrieb
Dear Dr. Laaksonen!
Thank you very much. Did you not look at an independent association
between SAFA and CVD or total mortality?
Best regards,
Nicolai Worm
Von:
[email protected]
Datum: Tue, 25 Jan 2005 11:53:00 +0200 (EET)
An: Nicolai Worm
Betreff: Re: PDF/REPRINT
Yes, we did. The general direction of the association was that SAFA
increases the risk of CVD mortality, but the association was not
significant.
Best regards,
David Laaksonen