Ach Anke,
ich erwarte gar keine großen Worte ... war mir nur einfach ein Bedürfnis, es hier zu schreiben, weil ja auch die Vorgeschichte schon hier stand.
Mein Vater sieht sich nach wie vor im Recht - seiner Meinung nach war es das Beste so, man hätte sie ja doch nicht mehr holen können und im Heim war es ja so nett blabla ...
Er ist stinksauer, dass mein Bruder und ich nur zur Trauerfeier in der Kirche erscheinen, aber danach separat essen gehen werden.
Man müsse doch nun endlich mal verzeihen können, wobei es aber gar nix zu verzeihen gäbe!
Ich kann aber nicht verzeihen, dass ich wegen denen meine Oma nicht mehr sehen konnte, ich kann nicht verzeichen, dass ich wegen meiner Tante in den letzten Jahren schon nur noch begrenzt Kontakt zu meiner Oma haben konnte, ich kann nicht verzeihen, dass meine Oma für die letzten Lebensmonate ins Heim gesteckt wurde, obwohl es immer hieß, dass Oma nie ins Heim muss.
Mein Bruder hat einen Tag vor Omas Tod noch mit der Ärztin telefoniert (Oma wurde am Montag ins Krankenhaus eingeliefert, laut meiner Tante angeblich wegen Durchfall, laut Ärztin hatte sie im Krankenhaus keinen!) - die Ärztin meinte, es ginge ihr den Umständen entsprechend gut und als mein Bruder fragte, ob es möglich wäre, dass sie hier runter gebracht wird, wenn sie entlassungsbereit ist, meinte die Ärztin im Krankenhaus, das wäre kein Problem und wollte gleich alles in die Wege leiten!
Also war das mit der Transportunfähigkeit gelogen - wussten wir eh schon, aber nun hatten wir den Beweis.
Mein Bruder hat dann am selben Tag noch bei meinen Eltern angerufen, leider nur meine Mutter erreicht, und ihr das gesagt. Eigentlich sollten/wollten die dann abends zurückrufen, wenn sie meinem Vater erzählt hätte, dass meine Oma sehr wohl hier runter gefahren werden kann. Aber es kam kein Anruf von meinen Eltern ... erst am nächsten Morgen - mit der Nachricht, dass Oma gestorben ist ...
Ich hab dann nur zu ihm gesagt, dass es wenigstens gut ist, dass sie nicht mehr in dieses Scheiß-Heim zurück muss ... da musste ich mir gleich wieder anhören, dass ich sowas nicht mehr sagen darf, weil es nicht stimmt und es ihr im Heim gut ging ...
Als ich fragte, wieso sie dann meinen Bruder mehrfach gebeten hat, sie da rauszuholen, meinte er, das wäre gelogen, Oma hätte sowas nie gesagt ...
Du siehst - von Reue oder Vorwürfen gegen sich selbst keine Spur ...
Nun ja - diese selbstgerechten Leute müssen nun selber klarkommen. Meine Tante und Cousine existieren für mich nicht mehr, was mit meinem Vater wird, weiß ich noch nicht. Wenn mein Sohn nicht wäre, wär die Entscheidung leichter - mein Bruder will jedenfalls keinen Kontakt mehr.
