Magersucht ist nicht gut

Ketoforum

Help Support Ketoforum:

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

Yasin

Stamm Mitglied
Registriert
25. Juli 2005
Beiträge
207
Reaktionspunkte
0
Rank und schlank - aber krank
Schlankheitswahn kann schnell zur Krankheit werden


»Dieser Karo-Rock an der Schaufensterpuppe sieht so verdammt gut aus, guck dir mal die Beine der Puppe an, wunderschön«, bemerkte meine Freundin. Ich schüttelte den Kopf. »Diese Schaufensterpuppe«, meinte ich, »hat einen BMI* von 17,0. Das ist magersüchtig!!«

Emma ist nicht magersüchtig, sie sieht gut aus, will aber immer irgendwie ein paar Kilos abnehmen. Manchmal mache ich mir große Sorgen um sie, denn sie übertreibt mit dieser Sache. Und damit ist nicht zu spaßen! An Magersucht (lat. Aneroxia Nervosa) und Bulimie sind meistens Mädchen und junge Frauen erkrankt, in den letzten Jahren steigen aber auch die Zahlen bei Jungen. Emmas Gedanken sind oft der Anfang: Die Mädchen oder Jungen halten sich für viel zu dick und möchten gerne »ein paar Kilos« abnehmen. Aus den paar Kilos werden zehn und so geht es immer weiter runter, weil ihnen bald jede Gewichtszunahme als persönliches Versagen vorkommt und der Drang abzunehmen zur Sucht geworden ist. Das »Sich-für-zu-dick-Halten« wird auch noch von der Mode unterstützt, die dünne bis magersüchtigen Models präsentiert. Manche lassen sich hinreißen und denken, dass sie ihre Probleme besser bewältigen würden, wenn sie schlank wären. Die Essgestörten stellen hohe Ansprüche an sich. »Das Selbstwertgefühl spielt dabei eine große Rolle«, sagt Alexa, die bei der Beratungsstelle Dick-und-Dünn gearbeitet hat. Viele Mädchen sind unzufrieden mit ihrem Körper; ihr Selbstwertgefühl sinkt in den Keller. In der Pubertät, also ab 13 Jahren, fängt es an: Der Körper verändert sich, und man betrachtet ihn mehr. Die erste Diät folgt bald darauf, man bekommt Lob und hört man, man habe »eine gute Figur«, dann steigt das Selbstwertgefühl wieder. Doch um das nicht zu verlieren, bekommen manche panische Angst vorm Essen, was dann zwangsläufig zur Sucht führt. »Sie kaufen Essen ein, sind froh, dass sie essen können, was sie wollen, ohne zuzunehmen, und erbrechen alles wieder«, erzählt eine erfahrene Person, »bis zu siebenmal am Tag brechen die Essgestörten.« ›Sucht‹ hat immer auch was mit ›Suchen‹ zu tun. Der Patient sucht oft nach Verwirklichung und Selbstbewusstsein, indem er sich einbildet, die Kontrolle über seinen Körper zu haben und in diesem Punkt anderen Menschen weit voraus zu sein. Und wenn die Magersüchtigen und Bulimiekranken zusammenbrechen oder merken, dass mit ihnen etwas nicht in Ordnung ist, dann hilft ihnen oftmals nur noch eine Therapie. Diese Therapie hat das Ziel, den Zwang des Hungerns oder Erbrechens abzubauen. »Das Wichtigste ist, dass man lernt, das Selbstwertgefühl nicht am Gewicht festzumachen«, betont Alexa. Das Abnehmen wird häufig von Medikamenten wie Appetitzüglern und Abführmitteln unterstützt. Oft wenden die Betroffenen Tricks und Ausreden an, um nicht essen zu müssen, und sie fangen an, ihre Familie sowie ihre Freunde zu täuschen. Zum Beispiel sagte Anna, eine Magersüchtige, zu Hause immer, sie hätte schon unterwegs gegessen oder würde später essen. Nathalie, die bulimiekrank war, sagte, nachdem sie gegessen hatte, dass sie aufs Klo müsste. Dann schaltete sie das Radio an, um das Geräusch des Erbrechens zu übertönen. Viele Betroffene sagen ihren Freunden, sie hätten großen Hunger, damit es nicht so auffällt, dass sie krank sind. Es gibt die passiven und aktiven Magersüchtigen. Anna war sehr aktiv: Sie betrieb Sport bis zum Umfallen und wollte immer alles mitmachen und dabei sein. Das ist auch ein Merkmal der Magersucht, genauso wie Heißhungeranfälle, das Ausbleiben der Periodenblutung und Haarausfall. Die Gründe von Magersucht oder Bulimie reichen von Rebellion bis zum Hilfeschrei. Anna meint: »Ich war sehr eifersüchtig auf meine jüngeren Schwestern. Ich wolle Aufmerksamkeit. Und die habe ich leider auch bekommen. Nun ist mir klar, dass ich die gewünschte Aufmerksamkeit auch anders hätte bekommen können. Alles wäre besser gewesen als meinem Körper zu schaden.« Die wenigsten Betroffenen werden wieder von allein gesund. In extremen Fällen kann Magersucht sogar zum Tode führen. Deshalb müssen Magersüchtige so früh wie möglich behandelt werden. Die psychischen Ursachen der Krankheit müssen ermittelt werden. Oft ist dafür eine lange psychotherapeutische Behandlung notwenig. »Rückfälle sind auch notwendig. Denn so findet man den Grund, warum man rückfällig geworden ist. Das ist sehr wichtig, denn so kann man es beim ›nächsten Mal‹ vermeiden!« erklärt Alexa. »Es ist nicht einfach«, sagt sie, »mit Alkohol und Zigaretten hört man von einem auf dem anderen Tag auf. Man sagt, man rührt es nicht mehr an. Aber Essen ist lebensnotwenig, und als Magersüchtige oder Bulimiekranke muss man das Essen erst wieder neu erlernen. Das Gefühl des Genießens, dass sie nach einer erfolgreichen Therapie haben, ist bedeutend. Das heißt nämlich, dass sie wieder frei essen können.« Magersüchtige brauchen oft eine Ansprechperson zum Reden. Bei der Dick-und-Dünn-Beratungsstelle gibt es Einzel- und Gruppenberatung. Eine fachliche und mit dem Thema vertraute Ansprechpartnerin hilft einem oft weiter. Nathalie erklärt: »Mir haben die Gespräche gut getan. Das ist ein tolles Gefühl, sich alles von der Seele reden zu können.« Meist fangen Magersüchtige wieder an zu essen, wenn sie sich in der Klinik wiederfinden und Nahrung durch die Spritze oder einen Schlauch zu sich nehmen müssen und vollkommen isoliert sind, weil sie ihre Freunde und Verwandte nicht sehen dürfen. »Ich wurde von meiner Mutter in eine solche Klinik geschleppt. Ich war so geschockt, nur vom Sehen, dass ich eine Therapie angefangen habe und langsam alles wieder gut wurde«, erzählt Vera, die ebenfalls magersüchtig war. In der medizinischen Literatur kennt man Magersucht seit ungefähr 300 Jahren. Doch erst in den letzten Jahrzehnten ist die Krankheit als (lebens-)gefährlich erkannt worden, weil die Patientenzahl erheblich gestiegen ist. Wissenschaftler sagen, heute sei eine von 200 Frauen magersüchtig. Und die Zahlen steigen! In Deutschland gibt es ungefähr 100.000 Magersüchtige und 600.000 Bulimiekranke im Alter zwischen 15 und 35 Jahren, wobei die Dunkelziffer viel höher ist, da viele nicht zuzugeben wagen, dass sie essgestört, oder sich dessen überhaupt nicht bewusst sind. Obwohl Magersucht mittlerweile als ernstzunehmende Krankheit bekannt ist, können sich viele dem Schlankheitswahn nicht entziehen.
[/b]
 
UND SO SIEHT MANN VOR DER ERKRANKUNG AUS
 

Neueste Beiträge

Oben