Wenn man sich anschaut wie heftig sich manche anfeinden lassen müssen, weil sie eben nicht denn optischen Konventionen entsprechen...
Ganz selbstauferlegt ist der Druck sicher nicht.
Neulich eine Diskussion gehabt über Frauen, die sich nicht die Beine rasieren.
Ganz unabhängig von persönlichen Vorlieben kommt immer irgendwann: "es gefällt mir einfach nicht, ich will es nicht sehen müssen."
Und dass die meisten Männer eine Veränderung nicht wirklich wahrnehmen ist eher ein schlechter Witz meiner Erfahrung nach.
Ich hab in den letzten 1,5 Jahren 8-10 Kilo abgenommen. Meine Figur war auch davor attraktiv. Trotzdem kein Vergleich zu dem Feedback, dass ich jetzt (ungebeten) bekomme. Ich werde außerdem ganz insgesamt positiver wahrgenommen. Auch beruflich. Das ist ein gesellschaftliches Problem.
Ich könnte mich jetzt wenn ich ausgehe natürlich weniger aufhübschen um nicht mehr ganz so viele Macker am Arsch kleben zu haben, aber das mache ich für mich. Ich bin gerne attraktiv und ich will mich so zeigen, wie es MIR gefällt. Und ich will weder hören dass ich mich ja nur für die Männer fesch mache, noch dass es für die Konkurrenz passiert.
Ich will verdammt noch mal selber entscheiden, wie ich rumlaufe.
Und ich wünsche diese Freiheit auch allen anderen.
Was diese ganzen partnerschaftlichen Eifersüchteleien angeht, da steckt viel Unsicherheit dahinter.
Jeder sucht Bestätigung, manche auch über die Optik. Meiner Erfahrung nach stimmt in einer Beziehung aber etwas nicht, wenn das Thema so groß wird.
Ich hatte noch nie etwas mit einem Mann, mit dem ich je über Themen wie Kleidung oder Make Up sprechen musste. Kommt einfach nicht vor.
Okay, ich komme aus einem Umfeld, in es eh gemäßigt abgeht. Akademiker, alle gute Jobs, man kleidet sich sowieso nicht übertrieben speziell. Als Teil der Kreativbranche bekomme ich außerdem irgendwie zusätzliche Freiheiten eingeräumt. Eine ungewöhnliche Frisur ist bei mir edgy, nicht punkig oder gar assi. Ist auch unfair.
Jetzt haben Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl aber ein ganz anderes Problem als ich. Ich weiß ja dass ich scharf bin, ich bekomme Bestätigung vom Außen und bin mit mir selbst sehr glücklich. Wenn das fehlt, ändert sich die Lage.
Ich will einfach nur in Ruhe gelassen werden und mein Ding machen, ohne be- oder verurteilt zu werden. Menschen die sich nicht so attraktiv fühlen, haben andere Bedürfnisse. Sie wollen überhaupt wahrgenommen werden. Zu Recht. Für viele ist Aussehen der leichtere Weg als an der Persönlichkeit zu arbeiten. Sorry, klingt hart aber ist so. Eine einnehmende Persönlichkeit kann vermeintliche optische Defizite nämlich sehr wohl ausgleichen. Wer sich immer wieder in einer schlechten (sozialen) Position findet, fragt sich halt irgendwann woran das liegt. Und kommt oft zum falschen Schluss.
Wir haben als Gesellschaft leider die Optik so auf ein Podest gestellt, dass viele glauben sie allein könnte auch Probleme lösen.
Und zack sind wir in einer Welt, in der es nur noch darum geht, wer wie gut aussieht. In der Wert an Schönheit gemessen wird. Und in der vor allem verunsicherte, junge Mädchen und Frauen in etwas reingezogen werden, das sie eigentlich nie wollten. Geht ganz schnell, dann machen sie selber mit und schauen auf die herab, die es nicht tun.
Es gibt in der Debatte um Körperbild und Druck keine eindeutigen Täter und Opfer.
Solange wir Frauen uns nicht gegen unerreichbare Standards wehren, am besten selber noch andere kritisieren, ändert sich halt auch nix.
Den biologischen Aspekt will ich nicht vergessen, hab ja in einem früheren Leben sogar eine Karriere in dem Bereich in Betracht gezogen...
Hier also ein stümperhafter Abriss zu meinem Lieblingsthema: die biologisch gesteuerte Partnerwahl!
Ja ihr könnt Liebesromane zitieren ohne Ende, die Wahrheit ist: Romantik hat mit Anziehung erstmal gar nichts zu tun. Es sind initial immer biologische Faktoren.
Optische Reize, Hormone, you name it.
Ganz klar: es gibt Merkmale, die wir nahezu alle schön finden. Ist in uns so angelegt. Und natürlich lässt sich aus dem Aussehen viel ableiten. Ganz vorne dabei Gesundheit.
Und gesund lässt sich eben im Durchschnitt auf schlank, fit, schöne Haut, schöne Haare, schöne Zähne und einen guten Knochenbruch reduzieren.
Wir wissen natürlich, dass es unsichtbare Krankheiten gibt, das hat aber auf die erste Anziehung keinen Einfluss.
Also, hormonell alles im Gleichgewicht heißt in der Regel "kein auffälliges Aussehen". Das überrascht viele erstmal, aber als attraktiv empfindet der Mensch erstmal immer den Durchschnitt. Beispiel Nase: nicht zu groß, nicht zu klein, nicht schief. Möglichst in der Mitte von allem. Gilt für alle äußeren Merkmale. Leute die auf Extreme stehen gibt es, sie sind aber nicht die biologische Norm. Geschmäcker mögen verschieden sein, aber in der Regel geht es da um Kleinigkeiten wie Haarfarben.
Gesund ist gut, Schönheit ist ein erster Indikator für Gesundheit, daher wollen wir uns am liebsten mit Menschen paaren, die wir schön finden.
Charakter kommt erst dann wirklich ins Spiel, wenn es darum geht eine langfristige Bindung einzugehen. Da reicht die Aussicht auf gesunden Nachwuchs nicht mehr für "Liebe".
Jetzt die Kurve zum Körperbild wieder kriegen... So!
Wir sind nichtmehr in der freien Wildbahn, haben alles reguliert und politisiert. Und uns medizinisch verdammt weiter entwickelt. Wir sind auch viel mehr Menschen.
Die ursprünglichen Fortpflanzungsprogramme laufen aber weiter ganz genauso ab wie vorher.
Nur haben wir jetzt Wege gefunden sie auszutricksen. Körpergeruch (absolut elementar für physische Anziehung, ohne Kompatibilität keine Lust) wird mit Parfum und Deo maskiert, schlimmer Fehler. Hautprobleme (oft Hinweis auf Störungen) werden mit Make Up verdeckt, Zähne gebleacht, Haare mit Lacken zum glänzen gebracht usw. usf.
Und das führt insgesamt zu einer großen Verunsicherung einerseits und einem erweiterten Spektrum der Möglichkeiten andererseits.
Woran erkennt das verunsicherte Menschlein jetzt den biologisch idealen Partner? (Spoiler: es passt nicht jeder zu jedem, auch wenn das manchmal einseitig weh tut. Aber wenn es am grundlegenden Hormoncocktail liegt gibt es NICHTS auf der Welt, dass das ändern kann.)
Tja, den erkennt man eben nicht mehr so leicht. Und aus der Panik heraus nicht mehr wahrgenommen zu werden, übertreiben es manche in die eine oder andere Richtung. Was dabei rauskommt sehen wir täglich, geht von Schlauchbootlippen über Magerwahn zu Riesenbrüsten und so weiter. Extreme Fettleibigkeit gehört auch dazu.
Alles Ausprägungen eines gestörten Körperbildes.
Da gehört natürlich noch viel mehr dazu, aber ich hab komplett den Faden verloren gerade, hahaha. Sind aber sicher ein paar diskussionswürdige Punkte dabei.
Kommt davon, wenn man nach der Arbeit auf dem Sofa einpennt statt auf die anstehenden Parties zu gehen und dann am Sonntag um 6 wach ist während der Rest seinen Rausch ausschläft...